Die Vaterwunde

In der Reise der Selbstentdeckung und persönlichen Entwicklung stoßen Männer oft auf eine zentrale Thematik – die Vaterwunde. Ein Beispiel aus dem Leben: “Gestern hat mein Vater mich zum Flughafen gefahren; wir waren allein. Während der gesamten Fahrt wollte ich mit ihm sprechen, eine Verbindung herstellen, verstehen, was er mir gegenüber empfindet, über all das sprechen, was zwischen uns geschehen ist. Aber er sagte kaum etwas zu mir. Wir fuhren schweigend dorthin.”

Einblick in die Gefühlswelt von Männern

Die Vaterwunde ist mehr als eine persönliche Geschichte; sie ist ein Fenster in die Gefühlswelt von Männern, insbesondere in Bezug auf Liebe und Arbeit. Doch bevor wir tiefer eintauchen, müssen wir uns der Herausforderung stellen, das Schweigen und die Scham zu durchbrechen. Viele Männer sind von Fragen nach Intimität, ihren Beziehungen zu Frauen, ihren Kindern und ihren eigenen Eltern verwirrt. Oft sind sie gut gerüstet für berufliche Aufgaben, während sie im Bereich der Liebe sprachlos bleiben.

Die Wurzeln des Dilemmas

Um die Wurzeln dieses Dilemmas zu verstehen, werfen wir einen Blick auf die entscheidende Bedeutung der Väter für Männer – sowohl in der Kindheit als auch im Erwachsenenalter. Im Alter von etwa drei Jahren suchen kleine Jungen intensiv nach einem männlichen Vorbild. Sie beginnen, Geschlechter zu unterscheiden, konzentrieren sich auf Regeln statt auf Beziehungen und betonen Spiele der Stärke, Macht und Leistung. Allmählich unterdrücken sie ihre Bedürfnisse nach Zuneigung und beginnen, sich von den Frauen zu distanzieren.

 

Doch wer ist dieser Vater?

Die Identifikation mit dem Vater bringt das Dilemma deutlich zum Ausdruck. Die Jungen verlassen die Mutter, um sich dem Vater zuzuwenden – doch wer ist dieser Vater? Im besten Fall eine schwer fassbare Gestalt, die schwer zu verstehen ist. Jungen erleben ihre Väter selten als Quelle warmer Fürsorge. Fehlt der Vater, bleibt der Junge in einer verletzlichen Position zurück. Das Gefühl des Verlustes reicht oft bis ins Erwachsenenalter, wenn Söhne versuchen, ihre Schuld, Scham und Wut gegenüber ihren Vätern auf stille, verborgene Weise zu bewältigen. Einige Männer suchen unbewusst nach besseren männlichen Vorbildern im beruflichen Umfeld, um sich “wie gute Söhne” zu fühlen. Andere fühlen sich als Ehemänner oder sogar als Väter unfähig, den heroischen Ansprüchen ihrer Väter gerecht zu werden.

Möglichkeiten die Vaterwunde zu bearbeiten

In unseren mehrtägigen Männer-Retreats nehmen wir uns mit einfühlsamer Achtsamkeit dieser Vaterwunde an. Wir klagen nicht nur an, sondern erkennen auch die Vorgeschichte unserer Väter an, ohne ihre Unfähigkeit, gute Väter zu sein, zu beschönigen. Auf diese Weise lernen wir, die Beziehung zu unseren Vätern innerlich zu befrieden, die in uns schlummernde Kraft zu erkennen, Selbstzweifel loszulassen und selbstbestimmt im Leben voranzuschreiten. Die Reise mag anspruchsvoll sein, doch sie verspricht eine tiefgreifende Transformation und eine Rückkehr zu innerer Stärke und Selbstvertrauen. Möge diese Auseinandersetzung mit der Vaterwunde ein Schritt in Richtung eines erfüllten und authentischen Lebens sein.

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